Die Bezeichnung Chan, aus dem indischen dhyāna, bedeutet ursprünglich Meditation. In China wurde es zur Bezeichnung einer Schule, die sich vorwiegend der meditativen Praxis als Weg zum Erwachen widmete. Nach der Songzeit war Chan eine von nur zwei überlebenden buddhistischen Schulen und vermischte sich zum Teil mit der anderen Schule, dem Buddhismus des Reinen Landes. Somit wurden sehr viele Klöster in China als Chan-Klöster bezeichnet, ohne dass dies unbedingt bedeutete, dass in diesen Klöstern viel meditiert wurde. Ab Mitte der 19. Jh. setzten Reformbe-wegungen ein und der so entstehende humanistische Buddhismus wurde von Meister Sheng Yen später in eine der heutigen Zeit und den wissenschaftlichen Ansprüchen entsprechenden Form gebracht wurde.
Humanistischer Buddhismus hat sich als Bezeichnung eingebürgert, die genaue Übersetzung des chinesischen Begriffes ren sheng fo jiao (人生佛教) wäre vielleicht „Buddhismus für die in dieser Welt Lebenden“ oder freier „Buddhismus für die Menschen“. Der Begriffe bedeutet für Meister Sheng Yen, dass der Buddhadharma im gewöhnlichen, alltäglichen Leben anwendet und damit ganz allgemein der Entwicklung der Menschheit gedient wird. Sheng Yens ganz grosser Verdienst ist es, dass er die überlieferten Meditationsmethoden für uns so beschrieben hat, dass sie auch für Laien anwendbar sind (Huatou), und er hat die verloren gegangene Methode des Stillen Gewahrseins (Mozhao, Silent Illumination) wieder belebt und für uns anwendbar gemacht. Er förderte wissenschaftliche buddhistische Studien und setzte die Priorität auf ihre Anwendbarkeit im Alltag.
Wie der engagierte Buddhismus umfasst der humanistische Buddhismus den Einbezug der Laien und Frauen, die Praxis im Alltag, soziales Engagement und Umweltschutz.
Das chinesische Zeichen für "Chan" (chán).